UNSERE NASENBÄREN VW 411


Handbremse reparieren

Wenn der Zahnbogen aushakt - Die Handbremse rastet plötzlich nicht mehr ein


Mir ist das mit unserer „Lotta“ (4-türige Limousine) ausgerechnet dann passiert, als wir an einem kleinen Anstieg anhalten mussten.


Normalerweise hört man beim Anziehen der Handbremse das „rrrrt“ und die Handbremse sollte ab den 2. Zahn vom Zahnbogen (Pos. 11 - Bildtafel A 52) Wirkung zeigen. Aber nicht bei unserer „Lotta“. Die Handbremse lief leer, kein Rastgeräusch, keine Bremswirkung. Nach der Schrecksekunde bleibt dann nur noch die Fußbremse zum Halten oder man muss die Handbremse mit der rechten Hand hochgezogen festhalten.


Was war geschehen?


Nach näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass die Zahnbogenkerbung unten aus der Haltenase (Bilder 1 und 2) vom Mitteltunnelblech heraus gerutscht war. Aber warum?


Später in unserer Werkstatt habe ich dann festgestellt, dass diese Haltenase total abgeschabt und auch nach unten gebogen war. An sich ist das Mitteltunnelblech im Bereich der Handbremse dickwandig, mindestens 2 mm stark aber durch die jahrzehntelange Bedienung der Handbremse war dieses Blech bei unserer „Lotta“ völlig abgenutzt.


Auch die kontrollierten Handbremshebel unserer anderen Nasenbären haben das gleiche Problem an dieser Stelle (siehe Bilder 3 und 4).


Aber im Werkstatthandbuch und auch in der übrigen Fachliteratur zu unseren Nasenbären


Original Werkstatthandbuch B 1.1-4.1 – 4.2;


Jetzt helfe ich mir selbst Band 41, Seite 181 – 183;


So wird´s gemacht ab Seite 106 – 109;


VOLKSWAGEN 411 1968-72 AUTOBOOK Seite 107 – 118;


VOLKSWAGEN 411 & 412 1968 – 1974 (CLYMER) Seite 210 – 213;


und andere, wird darauf nicht eingegangen. Vermutlich hat es damals solche Schäden bei Vorbereitung und Drucklegung dieser Bände nicht gegeben.

Nach einiger Überlegung, wie ich dieses Problem lösen kann, habe ich mich entschlossen die alte Haltenase durch ein aufgeklebtes Flachstahlstück zu ersetzen. Ein Blechstück ein- oder Aufschweißen wäre sicher besser, kam aber aufgrund evtl. Verpuffungs- und Brandgefahr wegen fettiger Hohlraumversiegelung (Mike Sanders) nicht in Frage.


Damit die Handbremsseile nach dem Lösen der Nachstellmuttern nicht in den Mitteltunnel fallen können, habe ich auf dem jeweiligen Gewinde eine Sechskant-Doppelmuffe M 6 x 18 aufgeschraubt und am anderen Ende eine Sechskantschraube M 6 x 40 eingeschraubt (Bilder A und B).


Als nächstes im Baumarkt ein Flachstahl Breite 10 x Stärke 2,5 x Länge 1.000 mm in schwarz (oder verzinkt) gekauft und auf das Fertigmaß 10 x 100 mm abgesägt, entgratet und angepasst. Dann noch mit dem Zahnbogen und Handbremshebel provisorisch eingebaut zur Kontrolle der Lage. Um den Handbremshebel besser ein- und ausbauen zu können, habe ich statt des Originalbolzen eine Sechskantschraube M 14 x 50 verwendet.


Nun muss die defekte Haltenase entfernt werden. Ich habe dazu eine Kleinmaschine mit einer Trennscheibe (Ø ca. 30 mm) versehen und die Haltenase abgetrennt (Bilder 4a und 4b); dann die Schnittstelle noch mit einer Flachfeile entgratet und sprühverzinkt (Beim Arbeiten mit der Trennscheibe Schutzbrille nicht vergessen!).

Als nächster Schritt wird das Flachstahlstück mit UHU-PLUS Endfest 300 (Fertigmischung ca. 3 g – Bild C) einseitig bestrichen, das gleiche geschieht auf dem vorher gereinigten Mitteltunneloberteil.


Danach habe ich das Flachstahlstück auf den Mitteltunnel fixiert und mit einem Gewicht (0,5 kg) beschwert, damit das Blechstück fest aufliegt. Jetzt muss man mindestens 12 Stunden warten bis alles durchgehärtet ist. Wenn das Gewichtsstück an der Auflageseite z. B. mit Vaseline eingeschmiert wird, kann sich der Kleber nicht festsetzen und das Gewicht lässt sich später leichter abnehmen (Bilder 5 – 8).

 

Am nächsten Tag habe ich das Gewichtsstück entfernt. Die Klebestelle war völlig ausgehärtet (Stichtest). Vorsichtshalber habe ich noch am gegenüber liegenden Ende der Haltenase eine Sicherungsschraube (Linsenkopf mit Kreuzschlitz 4,2 x 19 mm + U-Scheibe Ø 5,4 x 15) angebracht (Bohrung Ø 4 mm). Dann noch mit Epoxyd-Grundierung und Decklack das Halteblech und die Oberseite des Mitteltunnelblechs lackieren.


Achtung – Nicht vergessen!


Alle Metallspäne aus dem Mitteltunnel und rundherum entfernen (Staubsauger und/oder Magnetheber).


Dann wieder ein Funktionstest der Handbremse, bevor alles zusammengebaut wird (Bilder 9 – 10). Anschließend noch die Hutmuttern M 6 als Sicherung der Nachstellmuttern verschraubt und die Abdeckung wieder eingebaut (Bilder 11 und 12).


Benötigte Materialien und Werkzeuge:


1 Bohrmaschine


1 Metallbohrer HSS Ø 4 mm


1 Kleinmaschine (Dremel) 220 Volt


1 Dorn für dto. und 1 Trennscheibe für Metall ca. Ø 30 mm


1 Flachfeile


2 Sechskant-Doppelmuffen M6 x 18


2 Sechskantschrauben M 6 x 40


1 Sechskantschraube M 14 x 50


2 Sechskant-Hutmuttern M 6


1 Gewichtstück (z. B. von einer Dezimalwaage) 0,5 kg


1 Linsenkopfschraube mit Kreuzschlitz Ø 4,2 x 19 mm


1 Unterlegscheibe Ø 5,4 x 15 mm


1 Flachstahlstück 10 x 100 mm, 2,5 mm stark


UHU-PLUS-ENDFEST 300, ca. 3 g Fertigmischung


Vaseline



Sprühzink


Epoxy-Grundierung und schwarzer Decklack

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